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Neurechte Netzwerke der AfD Teil 5: Die Witiko-Bund-Affären des Alexander Gauland

von | Feb 22, 2020 | Analyse, Recherche AfD

Fast jede Recherche widmen wir bestimmten Personen. Den Teil 5 widmen wir ganz klar den Opfern des rechts-terroristischen Mörders in Hanau.

Wir möchten auf die Netzwerke des Herren Gauland verweisen. Denn auch wenn der Ex-Vorsitzende der AfD nicht zum völkisch-nationalistischen Flügel der AfD zählt, so sind seine Verbindungen höchst bemerkenswert. Als Journalisten recherchierten, dass Andreas Kalbitz Mitglied im Witiko-Bund ist und Texte für dessen quartalsweise erscheinende Publikation „Witikobrief“ verfasst hat, haben da bei den Journalisten nicht die Alarmglocken geschrillt?

Witiko? Witiko-Bund?

Verbindungen des Alexander Gauland im Zuge der Affäre Gauland

Wem es immer noch nicht dämmert: schon einmal protegierte Alexander Gauland einen Mann mit rechtsextremen „Bezügen“ zum Witiko-Bund. Dieser Mann war sogar in der Führungsriege des Witiko-Bundes, deren lebenslange Mitgliedschaft dem „Lebensbundkonzept“ solcher rechtsextremen Strukturen folgt. Die Rede ist von Wolfgang Egerter – nach dessen wahrer Begebenheit Martin Walser seinen Roman „Finks Krieg“ schrieb.

Wallmann,Egerter,Witikobund Zeit Artikel 1992

Ignaz Bubis und Joschka Fischer sorgten dafür, dass Gauland die Staatskanzlei in Wiesbaden verlassen musste – ansonsten wäre der hessische CDU-Ministerpräsident Wallmann über die Affäre Gauland und Egerter gestürzt. So kam Gauland nach Potsdam und wurde Chefredakteur der konservativen Märkischen Allgemeinen (MAZ).

Angesichts der Bezüge stellt sich die Frage, ob Gauland nicht auch ein Mitglied des Witiko-Bundes sein könnte, da dessen Mitglieder untereinander lebenslang verbunden sind und sich gegenseitig unterstützen und in einflussreiche Positionen bringen. Aber dazu später mehr.

Andreas Kalbitz

Schaut man sich die „Bezüge“ in seinem Leben an und die dazugehörigen Protagonisten und Aktivisten in rechtsextremen, neonazistischen und Alt-Nazi-Kreisen an – und wer neben Gauland noch so alles dazugehört – dann muss man sich unweigerlich fragen, ob die „Neuen Rechten“ im Grunde nicht doch „Alte Rechte“ sind – nur in einem neuen (sprachlichen) Gewand.

 

Verbindungen, Netzwerke und Strukturen der „Neuen Rechten“ in der AfD am Beispiel vo Andreas Edwin Kalbitz

Kalbitz gilt als Protégé von Alexander Gauland.

Das neurechte Netzwerk der AfD Teil 2: Zeigte Kalbitz den Hitlergruß in Diksmuide?

Er ist in der Partei beliebter als Björn Höcke, der aber wiederum nicht diese „elitären Verbindungen“, äh, „Bezüge“ vorweisen kann wie Kalbitz. Bei einem Machtkampf zwischen Kalbitz und Höcke dürfte Höcke unterliegen.

Witiko-Bund

“Kampf gegen den volklichen Tod”

2001 gratulierte Kalbitz im Witikobund-eigenen Rundschreiben “Witikobrief” dem extrem rechten “Freundschafts- und Hilfswerk — Ost” (FHwO) zum zehnjährigen Jubiläum.

Kalbitz lobte den Einsatz des FHwO (Freundschafts- und Hilfswerk — Ost), weil es positiv im “oftmals aussichtslos scheinenden Kampf gegen den kulturellen und volklichen Tod auf jahrtausendealtem deutschen Kulturboden” wirken würde.

Andreas Kalbitz als Autor im “Witikobrief” (Ausschnitt)

Das FHwO (Freundschafts- und Hilfswerk — Ost) ist unter anderem mit der Neonazipartei NPD eng verquickt. In einem weiteren Text fragte Kalbitz “Wo ist der Widerstand?” und trauerte über die wegsterbenden “Kameraden der Erlebnisgeneration”.

Andreas Kalbitz als Witikone (Faksimile aus “Der Rechte Rand”)

Die “Jugend von heute” wiederum sei Opfer eines “nie dagewesenen kulturellen Substanzverlusts” und “durch Materialismus und Genusssucht” zu “entseelten Konsumenten” geworden. In Manier der extremen Rechten beklagte Kalbitz, dass ein “Ethnozid am deutschen Volk” stattfinden würde.

Kalbitz als Autor für Neonazi-Vereinsblatt

Kalbitz trat als Autor für die Zeitschrift “Fritz” in Erscheinung — dem Vereinsblatt der extrem rechten “Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland” (JLO, bis 2006: “Junge Landsmannschaft Ostpreußen”). Die JLO war jahrelang für Anmeldung und Organisation der “Trauermärsche” in Dresden verantwortlich.

Andreas Kalbitz (AfD) als Autor für die “Junge Landsmannschaft Ostpreußen” 2003 (Ausschnitt)

Diese Demonstrationen waren zeitweise die europaweit größten und bedeutendsten Versammlungen von Alt- und Neonazis. 2003, als Kalbitz Texte beisteuerte, war die JLO bereits von Neonazis dominiert.

JLO-Interview in Neonazi-Zeitschrift “Die Kameradschaft” (Faksimile)

In Interviews in Neonazi-Zeitschriften aus dieser Zeit bezeichnen sich JLO-Funktionäre selbst als “Nationale Sozialisten”, nutzen die Neonazi-Grußformel “88” (Zeitschrift “Das treue Mädel”) und loben die Zusammenarbeit mit dem “Witikobund” (Zeitschrift “Die Kameradschaft”). Nur zur Erinnerung Kalbitz hat die Witikobriefe  (2001) geschrieben!

Interview mit JLO-Funktionär in Neonazi Zeitschrift von 2001 (Faksimile)

1993 wurde Kalbitz lebenslanges Mitglied im Witiko-Bund. Lebenslang deshalb, weil der Witiko-Bund (wie auch die anderen im Chart genannten drei Organisationen) dem sogenannten „Lebensbundkonzept“ folgen.

Es gibt weder Eintritte noch Austritte, wohl eine Probezeit. Aber nach Übernahme halten solche Seilschaften (Männerbünde wie Burschenschaften, Korporationen, Corps, und vor allem Bündische Jugendorganisationen, wie die Hitlerjugend oder Heimattreue Deutsche Jugend) bis zum Tod, eigentlich über den Tod hinaus.

Das neurechte Netzwerk der AfD Teil 1: Die Verbindungen von Kalbitz & Höcke

Gegründet von Nationalsozialisten

Der Witiko-Bund wurde von ehemaligen führenden Nationalsozialisten aus dem Sudetenland gegründet. 1947 eine Voräuferorganisation „Sudetendeutsche Landsmannschaft) und 1950 als Witiko-Bund.Er hat seinen Sitz in München. Kalbitz wurde übrigens in München geboren und die Himmler-Tochter, die dann die Wiking-Jugend mitgründete, lebte ebenfalls in München.

Natürlich ist München eine Millionenstadt – aber wie wahrscheinlich ist es, dass sich ehemalige Nazigrößen und der junge Kalbitz sich nicht über den Weg gelaufen sein sollen? Wo es Gemeinsamkeiten oder personelle Überschneidungen bei diversen „Bezügen“ gab? Für das quartalsweise erscheinende Periodikum „Witikobriefe“ verfasste Kalbitz Texte.

Die Ausrichtung des Witiko-Bundes ist völkisch-nationalistisch und knüpft personell und inhaltlich an die Tradition des Nationalsozialismus an. Bereits 1967 wurde der Witiko-Bund als rechtsextrem eingestuft – aber noch nie verboten. Akademische Alt- und Neonazis sind halt keine „Schlägernazis“ und wohl deshalb in den Augen der Sicherheitsbehörden keine „Gefahr“ für Leib und Leben. Jedenfalls keine unmittelbare.Die Mitglieder des Witiko-Bundes können verschiedenen Parteien, Organisationen und Wirtschaftsunternehmen angehören.

Ihr Ziel ist es, diese zu „infiltrieren, zu radikalisieren und zu einer völkisch-nationalistischen Linie zu führen“.  Deswegen finden sich ihre Mitglieder beispielsweise bei der NPD, Republikaner, CDU oder AfD wieder.

Sudetendeutschland

Dass die ehemaligen Sudetendeutschen wollen, dass das Sudetenland wieder Teil von Deutschland werden soll – und in den Grenzen von 1939 – ist ebenfalls Teil ihrer Zielsetzung, wie sich gegenseitig zu unterstützen und in einflussreiche Positionen zu befördern. Die Witikonen sind allesamt elitäre Führungskader – und eben keine unteren Chargen.

Ihre Mitglieder haben und bekommen einflussreiche Positionen in Politik und Wirtschaft. Auch heute noch. Der Witiko-Bund ist trotz seiner rechtsextremistischen Ausrichtung immer noch nicht verboten. Ein unverzeihlicher Fehler. In den 70iger Jahren nahmen Aktivisten des Witiko-Bundes und der mittlerweile verbotenen Wiking-Jugend an gemeinsamen „Reichsgründungsfeiern“ teil.

Wir gehen nicht auf alle Namen, die im Übersichtschart aufgeführt sind, ein, dann würde der Text noch länger. Man kann sie nachlesen, aber sollte sich nicht wundern, welche Nazi-Größen der Alten und Neuen Rechten sich die Klinken in die Hand geben. Erwähnen wollen wir noch den Witikonen Manuel Ochsenreiter. Seine Führungspersönlichkeiten rekrutier(t)en sich zu beträchtlichen Teilen aus alten NS-Strukturen. Der Witiko-Bund ist eine völkische Traditionsgemeinschaft der ehemaligen Funktionäre der NSDAP und der Sudendeutschen Partei (SdP).

Diese NS-Strukturen, aus denen der Witiko-Bund entstand, waren schon aktiv, als die ehemaligen CSR noch bestand, d.h. sie engagierten sich bereits vor der Annektion der CSR durch Deutschland in Folge des Münchener Abkommens von 1938 und anschließender Besetzung der sog. „Resttschechei“ durch die Wehrmacht in der CSR als fünfte Kolonne Nazi-Deutschlands.

Aktivisten in der Deutschen Nationalsozialistische Arbeiterpartei

Einige der Aktivisten waren gar schon in der Deutschen Nationalsozialistische Arbeiterpartei, die bereits vor der NSDAP gegründet wurde, und von der die NSDAP ihren Namen ableitete, aktiv.

Nach deren Verbot engagierten sie sich in der Sudetendeutsche Partei unter ihrem Führer Konrad Henlein. Daneben bestanden Massenorganisationen, wie die Sudetendeutsche Turnerschaft , die sich nahtlos in die Terrorstrukturen des NS eingliederten und zur SA und SS in der ehemaligen CSR mutierten.

Personen in den Führungsetagen des Witikobundes mit NS-Vergangenheit:

  • Stain, Walter:
    • 1986-89 Vorsitzender des Witikobundes
    • vor 1945 Leiter der HJ im Sudetenland
    • Mitglied des Sudetendeutschen Freikorps (SS)
  • Seiboth, Frank:
    • 1953-55 Vorsitzender des Witikobundes
    • 1939 Gauschulungsleiter der NSDAP
  • Zoglmann, Siegfried:
    • stellvertretender Bundesvorsitzender des Witikobundes (1984)
    • Landesobmann der SL Bayern
    • Stellvertretender Bundesvorsitzender der SL
    • Mitglied in der Bundesversammlung der SL
    • Bundesfinanzreferent der SL
    • ex-FDP, jetzt CSU-Mitglied
    • ab 1934 Mitglied der NSDAP
    • ehem. HJ-Bannführer
    • Beauftragter des Reichsjugendführers beim Reichsprotektorat Böhmen und Mähren
    • HJ-Gebietsleiter im Protektorat Böhmen und Mähren
    • Leiter der Auslandspressestelle der Reichsjugendführung der HJ
    • 1942 freiwillige Meldung zu Waffen SS
  • Lange,Heinz:
    • 1959-83 Vorsitzender des Witikobundes
    • Mitglied in der Jungturnerschaft
    • ehem. HJ-Gebietsführer im NS-Gau-Sudetenland
    • „hochausgezeichneter Soldat einer Ausleseeinheit des Deutschen Reiches“
  • Pachta, Adolf:
    • führendes Mitglied des Witikobundes
    • 1931 Reichsführerschule der SA
    • bis 1934 führendes Mitglied der SA
    • Arbeit für die Gestapo in der CSR
    • Leiter von Einsatzkommandos in der Sowjetunion und Norwegen
    • bis 1945 SS-Sturmbannführer
    • nach 1945 Referent im Landesamt für Verfassungsschutz Bayern
  • Becher, Walter:
    • 1956-58 Vorsitzender des Witikobundes
    • verantwortlicher Redakteur für Kunst, Wissenschaft und Unterhaltung beim NSDAP-Gauorgan Die Zeit
    • führendes Mitglied des KAMERADENBUNDES in der ehem. CSR (extreme Rechte der bürgerlichen Jugendbewegung in der ehem. CSR)
    • von der Gründung bis 1982 Sprecher der SL
    • BHE später CSU Mitglied
  • Brand, Walter:
    • 1950-52 Vorsitzender des Witikobundes
    • Hauptleitungsmitglied der Sudetendeutsche Partei
    • Leiter der Kanzlei Konrad Henleins
    • führendes Mitglied des KAMERADENBUNDES in der ehem. CSR
    • stellvertretender Bundesvorsitzender der SL

Verstrickung des Witikobundes in faschistische Strukturen

Wie zu erwarten setzt sich diese Verstrickung des Witikobundes in faschistische Strukturen nach 45 fort. Dies zu dokumentieren, dazu mag die folgende kleine Aufzählung genügen. Multifunktionäre in der (neo)-faschistischen Szene und Witikonen sind u.a.:

  • Kosiek, Rolf
  • Staffa, Walter
  • Thomas, Harald:
  • Baßler, Karl:
    • Autor und Mitarbeiter der Huttenbriefe des Deutsches Kulturwerk Europäischen Geistes
    • Mitglied desFreundeskreis Ulrich von Hutten
    • Autor in der Zeitschrift SIEG des österreichischen Neofaschisten Walter Ochsenberger (Deutsch- Österreichisches Institut für Zeitgeschichte; Volkstreuen Grünen Bewegung)
    • Bürgerinitiative Deutscher Patrioten gegen die Wiederwahl des Herren von Weizsäcker zum Bundespräsidenten
    • ex-NPD-MdL
    • Vortragender bei der Gesellschaft für freie Publizistik(GfP)
  • Kopp, Hans Ulrich:
    • ex Bundesvorstandssprecher der Republikaner
    • stellvertretender Chefredakteur der Jungen Freiheit
    • Schriftleiter des Witiko Briefes
    • Teilnehmer des internationalen Treffens von (Neo)faschisten in Diksmulde
    • Mitglied der rechtsextremen Burschenschaft Danubia München
    • Autor in den Weikersheimer Blättern
  • Eichler, Richard W.:
    • Generalsekretär und Gründungsmitglied der Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste
    • Mitglied der Bundesversammlung der SL
    • Träger des Schillerpreises der Deutsches Kulturwerk Europäischen Geistes(DKEG)
    • Referent beim Deutschen Seminar (1986)
    • Referent beim Nordischen Ring (Rieger) und der Northern Leage
    • Ebenfalls Referent bei der Artgemeinschaft (Rieger)
    • Mitglied der Deutsche Unitarier Religionsgemeinschaft (DUR)
    • Referent an der Unitarischen Akademie
    • Vielschreiber in Deutschland in Geschichte und Gegenwart (GRABERT-VERLAG)
    • Autor im Buch des Thule-Seminars Das Unvergängliche Erbe (Hg.: Piere Krebs)
  • Ardelt, Alfred:
    • Mitglied der Bundesversammlung der SL
    • Mitglied des Stiftungsrates der Stiftung Deutschland, die siedlungswillige Deutsche bei ihrer Übersiedelung nach Tschechien unterstützt.
    • Schiedsgerichtsmitglied des Witikobundes
    • stellvertretender Landesvorsitzender des Bundes der Vertriebenen Landesverband Niedersachsen
    • Unterzeichner des Aufrufes zu 8.5. „Gegen das Vergessen“
    • engagiert in der Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft
  • Böhme, Herbert:
    • ehem. Hauptschriftleiter der NSDAP
    • Gründer des Deutschen Kulturwerk Europäischen Geistes (DKEG)
    • Gründer der Gesellschaft für freie Publizistik (GfP)
  • Fleißner, Herbert:
    • Inhaber des drittgrößten Verlagsimperiums in der BRD mit den Verlagen: Ullstein, Langen-Müller, Herbig-Verlag, Amalthea-Verlag, Limes-Verlag, Universitas-Verlag
    • gründete in München den Grenzlandausschuß der deutschen Burschenschaften

Verbindungen zur NPD

In den 1960er Jahren hatte der Witiko-Bund enge Beziehungen zur NPD, und mehrere Parteimitglieder wie Heinz Flöter und Ernst Anrich gehörten 1967 dem Vorstand des Witikobundes an. Einige dieser Verbindungen bestehen bis heute.

Der NPD-Bundespressesprecher und ehemalige Bundesvorsitzende des „Nationaldemokratischen Hochschul-Bundes“ (NHB) und der „Jungen Nationaldemokraten“, Karl-Heinz Sendbühler, und der ehemalige NHB-Bundesgeschäftsführer Günter Schwemmer sind „Witikonen“, ebenso wie die beiden ehemaligen NPD-Abgeordneten im baden-württembergischen Landtag Rolf Kosiek und Karl Baßler.

Verbindungen zu anderen rechten Parteien und Politikern

Neben der NPD  waren mehrere Witikonen ehemalige Kandidaten der Partei „Die Republikaner“ für den bayerischen Landtag, darunter Henning Lenthe, Carl-Wolfgang Holzapfel (*1944), Horst Rudolf Übelacker (*1936) und Hellmut Diwald (1924-1993). Alfred Ardelt, Publizist und Funktionär des Bundes der Vertriebenen, war lange Jahre Mitglied der CDU, die er in den 1990er Jahren verließ.

Mehrere im bürgerlichen Lager anerkannte Personen sind oder waren WB-Mitglieder, wie der langjährige CDU-Funktionär Rüdiger Goldmann (1965 bis Mitte der 1990er Jahre), der ehemalige CDU-Fraktionsvorsitzende im Hessischen Landtag Wolfgang Egerter (1930-2008) (stellvertretender Bundesvorsitzender der WB) und Herbert Fleissner (1928 -2016).

Beziehungen zu rechten Publizisten und Schriftstellern

Im Witikobund und vor allem in seinem Vorstand waren und sind zahlreiche rechte und rechtsextreme Schriftsteller und Publizisten, wie z.B:

Alfred Ardelt (1931-2011)
Ernst Frank (1900-1982)
Wigbert Grabert (geb. 1941)
Bernd Kallina (geboren 1950)
Günther Kissel (1917-2011)
Hans-Ulrich Kopp (geb. 1962)
Walter Staffa (1917-2011)

Viele Witiko-Bund-Mitglieder haben in der Wochenzeitung Junge Freiheit veröffentlicht. Der ehemalige stellvertretende Chefredakteur der Jungen Freiheit und Organisator der Sommeruniversität der Jungen Freiheit 1993, Hans-Ulrich Kopp, ist seit 1983 Witiko-Bund-Mitglied und seit 1992 Herausgeber des Witikobriefes, der Publikation des Witikobundes.

Ein Witikobund-Mitglied, das eine recht eindrucksvolle redaktionelle Laufbahn einschlug, ist der rechtsextreme „Neo-Eurasianist“ Manuel Ochsenreiter, der Herausgeber der Deutschen Militärzeitschrift und später von Zuerst! wurde, einem Nachfolger von Nation Europa (1951-2009), einem zentralen Organ der nationalsozialistischen Diaspora nach dem Zweiten Weltkrieg.

Finanzierung vom Witiko-Bund

Schon 1992 gab es diverse Anfragen an die Bundesregierung zum Thema Witiko-Bund und zu den jungen Witikonen.

Laut Auskunft der Bundesregierung (Drucksache 12/1636) wurden aus Bundesmitteln 1 274 DM für folgende Veranstaltung gezahlt: Vom 24. bis 26. Oktober 1986 führten die „Jungen Witikonen“ eine „Jugendtagung des Witikobundes“ in der Bildungsstätte der Sudetendeutschen Landsmannschaft „Heiligenhof“ zum Thema „Zeitgeschichte und deut-sche Selbstbehauptung“ durch.

Leiter dieser Veranstaltung waren die Herren Dr. Alfons Hueber (1971 bis 1973 Bundesvorsitzender der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“, ab 1985 im Beirat der „Gesellschaft für freie Publizistik“) und Bernd Kallina (1973 Pressereferent im Bundesvorstand der Jungen Nationaldemokraten).

Auf dieser Tagung referierten u. a.: —Prof. Dr. Hellmut Diwald zum Thema „Geschichtsbewußtsein als Voraussetzung deutscher und sudetendeutscher Selbstbehauptung“, —Dr. Alfred Schickel, Initiator und Leiter der „Zeitgeschichtlichen Forschungsstelle Ingolstadt“ (ZFI), zum Thema „Probleme deutscher und sudetendeutscher Zeitgeschichtsschreibung“, —Hans Wahls, Mitarbeiter in der ZFI und Autor in „Europa“, —Dr. Alfred Jüttner zum Thema „Grundgesetz und gesamtdeutsche Bewußtseinsbildung“, —Andreas Mölzer, Autor in zahlreichen rechtsextremen Publikationsorganen, zum Thema „Sudetenland, Österreich und die deutsche Nation“.

Mölzer tritt für den Anschluss Österreichs an die Bundesrepublik Deutschland ein (siehe dazu Herde/Stolze, Die Sudetendeutsche Landsmannschaft, Köln 1987, S. 138 ff.).

Da laut oben erwähnter Antwort (Drucksache 12/1636) der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage „Gemeinsame deutschlandpolitische Seminare der ,Jungen Witikonen‘ und des ,Nationaleuropäischen Jugendwerkes‘ “ (Drucksache 12/1382) eine ganze Reihe von Veranstaltungen der „Jungen Witikonen“ aus Bundesmitteln unterstützt wurden, u. a. auch solche, zu denen Zeitungen wie die „DESG-inform“, ist zu klären, welche weiteren Seminare von Rechtsextremisten genutzt werden konnten.

Manuel Ochsenreiter

Manuel Ochsenreiter ist ebenfalls in der Neuen Rechten fest verankert. Kubitschek bezeichnet Ochsenreiter als „JF-Urgestein“. Zunächst Autor bei der Jungen Freiheit brachte er es dort zum stellvertretenden Chefredakteur. Er war Chefredakteur der Deutschen Militärzeitschrift (DMZ) und des monatlich erscheinenden Periodikums „Zuerst!“ aus dem Haus Dietmar Munier. Ochsenreiter interviewt darin Rechtsextremisten aus dem In- und Ausland, darunter Alexander Dugin.

Manuel Ochsenreiter arbeitete bis Januar 2019 als Fachreferent im Bundestagsbüro des AfD-Bundestagsabgeordneten Markus Frohnmaier. Ochsenreiter wird als einer der Akteure der ethnopluralistischen Identitären Bewegung gezählt, die für Mandatsträger der AfD in den Parlamenten arbeiten. Als damaliges Mitglied der Jungen Union rief er 1995 den „Konservativen Aufbruch“ ins Leben.

Als in einem ukrainischen Gerichtsprozess ein Terrorangeklagter Ochsenreiter belastete, ihn zu einem Attentat angestiftet zu haben, musste Frohnmaier Ochsenreiter entlassen.

Bündische Jugend: Wiking-Jugend (WJ)

Gudrun Himmler, verheiratete Burwitz, ist die Tochter des Gestapo- und SS-Chefs Heinrich Himmler. Sie unterstützte die 1952 gegründete Wiking-Jugend (WJ) nach dem nationalsozialistischem Vorbild der Hitler-Jugend (HJ) und dem Bund Deutscher Mädel (BDM).

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Sie hatte der Ideologie ihres Vaters nie abgeschworen. Bekanntes Mitglied der Wiking-Jugend ist Thorsten Heise, heute Bundesvize der NPD und mutmaßlicher Kopf des bewaffneten Arms des Blood & Honour-Netzwerkes und mittlerweile verbotenen (2020) „Combat 18“ (aus dessen Umfeld der mutmaßliche Mörder des CDU-Regierungspräsidenten Dr. Walter Lübcke stammen soll). 1994 wurde die ca. 400 bis 500 Mitglieder starke Wiking-Jugend durch den Bundesinnenminister verboten worden.

Heimattreue Deutsche Jugend (HDJ)

Bereits vier Jahre zuvor, 1990, gründete sich die Heimattreue Deutsche Jugend, die nach 1994 als Nachfolgeorganisation der Wiking-Jugend gilt. Die Mitglieder wurden nicht nur ideologisch gedrillt, sondern auch militiärisch. 2009 wurde auch diese Bündische Jugend durch den Bundesinnenminister verboten.

Die personellen und strukturellen Verbindungen zur NPD und JN, insbesondere ihrer Führungskader, lassen an der Darstellung von Kalbitz zweifeln, er habe da sozusagen nur als Zaungast teilgenommen.

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Ohne Beziehungen und gefestigten Hintergrund kommt man in die von der Öffentlichkeit abgeschirmten Lagerfreizeiten auch nicht hinein, an denen die Kinder rechtsextremer Alt- und Neonazis teilnehmen. Als 2009 die HDJ verboten wurde, erhielt Kalbitz als einer von sechs Auserwählten einen Abschiedsbrief des letzten Bundesführers der HDJ, von Sebastian Räbiger (NPD).

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Im „Funkenflug“ schreibt Räbiger offen über die Ziele de HDJ: „Wenn für Dich Dein Volk alles ist und Du bereit bist, für das was Du liebst, aufzustehen, alles zu wagen und zu kämpfen, dann ist Dein Platz bei uns!“, und führt weiter aus: „Denn wenn Du nicht kämpfst, siegt der Schutt, der Neid und der Untergang.

Damit die Schlechten nicht siegen, kämpfe mit uns an unsere Seite“.  „Die HDJ missbraucht die Jugendarbeit, um Kinder und Jugendliche zu überzeugten Nationalsozialisten zu erziehen“, sagte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) 2009 zur Begründung des Verbots.

Wolfgang Egerter

An dieser Personalie sollte Alexander Gauland letzen Endes scheitern, so dass er die hessische Staatskanzlei unter Wallmann verlassen musste. Meineidvorwürfe standen im Raum. Gauland „versicherte mehrmals an Eides statt, dass „Vertreter der Kirchen- und Religionsgemeinschaften […] Vorbehalte hinsichtlich der Persönlichkeit und des Verhaltens“ von Wirtz geäußert hätten.“ Gauland hatte den bisherigen Vertreter der Kirchen- und Religionsgemeinschaften Wirtz abgesetzt und wollte an dessen Stelle Egerter installieren.

„Ein Briefverkehr der 5. Kammer des Hessischen Verwaltungsgerichts von 2000 belegt: „Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass diese Angabe [die Versicherung an Eides statt durch Alexander Gauland] unrichtig war.“

Das CDU-Mitglied Wolfgang Egerter wurde nach Thüringen versetzt, wurde dort als Leiter des Büros „Aufbau Ost“, konzipierte und leitete den Umzug des Bundesarbeitsgerichtes von Kassel nach Erfurt und wurde persönlicher Berater des Ministerpräsidenten Vogel.

Es ist das Bundesland, in dem der damalige hessische Gymnasiallehrer Björn Höcke dann als AfD-Landesvorsitzender den AfD-Landesverband aufbaut, den Flügel und die Erfurter Resolution gründet – und im NSU-Untersuchungsausschuss sitzen wird. Es ist das Bundesland, in das auch Thorsten Heise gezogen ist. Und es ist das Bundesland, in dem sich das NSU-Mördertrio schliesslich radikalisierte.

Trotz der rechtsextremen Mitgliedschaften und Funktionen wurde Egerter nicht aus der CDU ausgeschlossen. Er wurde sogar Kreisvorsitzender der CDU im Wetterauskreis – jenem Kreis, in dem CDU-Mitglieder 2019 den NPDler Stefan Jagsch zum Ortsvorsteher wählten – obwohl das Bundesverfassungsgericht die NPD als verfassungsfeindlich und dem Nationalsozialismus wesensnah bezeichnete.

Deutsche Gildenschaft

Egerter war wie Gauland nicht nur ein Netzwerker, sondern auch Akademiker. Er führte als Vorsitzender die Deutsche Gildenschaft von 1972 bis 1988.

Im Gegensatz zu anderen Lebensbünden und Korporationen lehnten die Mitglieder das schlagende in den Verbindungen ab. „Der völkische Gedanke verband die soziale mit der nationalen Frage und interpretierte diese antidemokratisch. Zudem war sie grenzüberschreitend und großdeutsch. Die staatliche Neuordnung Europas nach dem Ersten Weltkrieg wurde abgelehnt.

Bekannte Mitglieder der Deutschen Gildenschaft sind die wichtigen Vertreter der Neuen Rechten: Dieter Stein (Junge Freiheit), Karlheinz Weißmann (Institut für Staatspolitik) und Götz Kubitschek (Institut für Staatspolitik, einprozent, Antaios-Verlag und Sezession).

Wolfgang Egerter ist das Bindeglied zwischen Kubitschek und Gauland. Andreas Kalbitz ist nach dem Ausscheiden von Andre Poggenburg aus der AfD in die höheren Weihen aufgestiegen und in den Kreis des Instituts für Staatspolitik mit Kubitschek, Höcke und Tillschneider aufgenommen worden – und das ohne einen akademischen Grad? Ein Informatikstudium war „erfunden“ oder alternativdeutsch „geschönt“, seine unglaubliche Ausrede, als es herauskam: „Ich habe zwar nie wirklich studiert, war aber mal dort und habe auch mit einer Professorin gesprochen“.

Witiko-Bund

Von 1955 bis 1986 war Egerter führendes Mitglied im Witiko-Bund, zuletzt stellvertretender Bundesvorsitzender. Eigenen Angaben zufolge soll er 1986 aus dem Witiko-Bund ausgetreten sein, da er „deren revanchistische Ansichten nicht mehr teile.“  Die Deutsche Gildenschaft leitete er dennoch noch zwei Jahre.



Autor: Michail Alexandrowitsch Bakunin, Artikelbild: Paul Velasco, shutterstock.com