Wer kennt es nicht?
Twitter-User @lawen4cer hat einen Thread geschrieben, der viral ging: Über 5000 mal wurde retweetet, was für Erfahrungen er mit den Diskussionen mit AfD-Wähler*innen und “besorgten Bürgern” gemacht hat.
Ich habe jetzt mal eine Weile mit ein paar "besorgten Bürgern" und Mitgliedern der AfD diskutiert und dabei folgende Erfahrungen gemacht:
(Kurzer Thread)— lawen4cer (@lawen4cer) October 14, 2019
In den folgenden Tweets listet er gängige Behauptungen, Taktiken und Argumente von AfD-Anhänger*innen auf, die jeder von uns kennt. Gelungen, wie er auch die inneren Widersprüche in dieser Logik aufdeckt. Hier seine Beobachtungen:
Rechte Diskussionskultur
Es fehlt oft an jeglicher Sachkenntnis wie zum Beispiel Wirtschaft oder Staaten oder Energieversorgung funktionieren oder politische Entscheidungen gefällt werden. Stattdessen regiert naivster Kinderglaube.
— lawen4cer (@lawen4cer) October 14, 2019
“Obwohl sie in einem reichen Land mit geringer Kriminalität leben wähnen sie sich in einem Krisengebiet kurz vor dem Bürgerkrieg mit ständig steigenden Opferzahlen von Ausländerkriminalität und einer Wirtschaft die wegen dem Klimaschutz jeden Moment zusammenbricht. Gleichzeitig sind Klimaschützer aus ihrer Sicht “hysterisch”.
Komplexeren Argumentationen können sie nicht folgen, Vergleiche verstehen sie nicht. Geschichtswissen ist praktisch nicht vorhanden. Die gesamte Sichtweise der Welt ist von der Suche nach persönlichem Vorteil geprägt, deswegen wird jedem Gegenüber automatisch unterstellt und vorgeworfen er handele nach dem selben Prinzip. Gegenüber anderen (Schwächeren) begrüßen sie ein gesellschaftliches System das nach dem Recht des Stärkeren funktioniert, beklagen aber gleichzeitig selber im System zu kurz gekommen zu sein und von bösen Mächten um ihr verdientes Gut gebracht zu werden.”
Diskussionen zum Scheitern verurteilt
Ohnehin sind vertiefte Diskussionen selten möglich weil diese Leute eigentlich nur ihre Buzzwords abspulen wollen und dann nicht mehr weiter wissen.
— lawen4cer (@lawen4cer) October 14, 2019
“Beim Thema Steuern ist man einerseits offenbar sehr stolz darauf welche zu zahlen, weswegen das gerne in der Bio steht, neben der Information man sei deutsch. Gleichzeitig werden Steuern als Raub selbstsüchtiger Politiker verstanden. Die selbe Widersprüchlichkeit beim Thema Wirtschaft. Einerseits will man lieber im Klimawandel ersaufen als “die deutsche Wirtschaft schädigen” gleichzeitig vermutet man dass alle Politiker und Aktivisten ohnehin nur gekaufte Marionetten einflussreicher Lobbyisten seien.
Zum Thema Buzzwords: Diese Leute erwarten oft zwingend einen bestimmten Gesprächsverlauf. Kommt es zu Abweichungen sind sie irritiert und wollen sie ihn selber erzwingen (“Sie werfen mir jetzt bestimmt gleich wieder vor dass ich ein Nazi bin!!!”). Für politische Gegner wird ohne nähere Begründung ein negativer Narrativ geschaffen (Klimaschützer sind Hysteriker, Grüne und Linke sind “versifft”) und dann konsequent verwendet.”
Widersprüchliche Weltanschauung
Das Dilemma lösen sie auf zwei Arten. Sie fordern Härte gegen noch Schwächere und Sonderrechte für sich selber.
— lawen4cer (@lawen4cer) October 14, 2019
“Die Komplexität der Welt überfordert diese Leute. Sie denken in monokausalen Zusammenhängen mit kurzem Planungshorizont. Sie sind unfähig die Sichtweisen und Ziele anderer Menschen nachzuvollziehen. Das führt dazu, dass sie ihre “Gegner” nur als Abziehbilder wahrnehmen können. Die heilige Greta, Klimahysteriker als Sekte, Messermänner die uns alle umbringen und “unsere Frauen” vergewaltigen wollen.
Klimaschutz wird durchweg abgelehnt, aber mit verschiedenen Positionen: – Klimawandel ist normal – Klimawandel gibt es nicht – andere (“China”) sollen was dagegen machen – Klimawandel ist nicht ausreichend erforscht, daher abwarten – Wirtschaft geht Klimaschutz vor. Interessant auch, dass die Erzeugung von erneuerbaren Energien für diese Leute offenbar nicht zur wichtigen Wirtschaft zählt, obwohl alle großen Energieversorger dort inzwischen aktiv sind und dort Geld verdient und Arbeitsplätze geschaffen werden.”
Keine gemeinsame Faktengrundlage
Das Gleiche gilt für Satire
— lawen4cer (@lawen4cer) October 14, 2019
“Faktenbasierte Diskussionen – wenn man soweit überhaupt kommt – scheitern dann oft daran, dass man schon keine gemeinsame Ausgangsbasis findet. Jede Faktendiskussion lebt ja vom gemeinsamen Vertrauen in Quellen, aus denen man dann seine Schlussfolgerungen zieht. Obwohl man “Linke” ablehnt, werden sie ständig ungefragt als Begründung herangezogen, warum man bestimmtes Verhalten angeblich hinnehmen müsse (“Die Linken sind aber GENAU SO schlimm/ NOCH schlimmer”) oder als Selbstrechtfertigung: (“Ich bin das Ergebnis linker Debattenkultur!”).”
Auf den Punkt
Regelmäßige Leser*innen werden das ein oder andere Muster selbst erkannt haben – Danke @lawen4cer! Lasst ihm doch ein paar Likes da für seine treffenden Beobachtungen!
Zum Thema:
Artikelbild: pixabay.com, CC0