Haters gonna hate
Man kann von Greta Thunberg halten, was man will. Ist sie das richtige Gesicht für die internationale Klimabewegung? Ich weiß es nicht. Ist sie in ihren jungen Jahren geeignet, so viel Verantwortung zu tragen? Ist es gar “Kindesmissbrauch”? Gibt es nicht geeignetere Personen, die einen prominenten Platz für die so wichtigen Botschaften besser nutzen könnten oder gar mehr verdient hätten? Keine Ahnung. Entscheide selbst.
Ich freue mich nur, dass wir nach Jahren hirnloser Flüchtlingsdebatten endlich mal wieder über ein echtes Problem reden: Den Klimawandel. Wir saßen weiter kollektiv die immer gravierenden Zustände einfach aus. Und wenn Schülerinnen und Schüler dafür streiken, dass man ihnen noch etwas lebbare Erde zurücklässt, finde ich das legitimer als Rentner, die “spazieren” gehen und skandieren, dass Menschen im Mittelmeer ertrinken sollen (Mehr dazu).
Wenn tausende Kinder & Jugendliche bei #FridaysForFuture für ihre Zukunft & den Planeten demonstrieren: Dürfen die das? Was fällt denen ein!
Wenn ein paar Rentner fordern, dass man Flüchtlinge ertrinken lassen sollte: Wir sollten die Sorgen der Bürger ernst nehmen.
— Volksverpetzer (@Volksverpetzer) February 1, 2019
Der wahre “Kindesmissbrauch”? Der Hass gegen Greta
Aber seien wir mal ehrlich: Der wahre “Kindesmissbrauch” ist das Zeug, das vor allem aus dem rechtsextremen Klimawandelleugner-Spektrum ins Netz erbrochen wird. Da haben führende AfD-Politiker, (!) die sonst Nazi-Juristen zitieren (Mehr dazu), nichts besseres zu tun, als dem Mädchen psychische Krankheiten zu unterstellen oder sie in Gossensprache zu beleidigen. Die geistige Bankrotterklärung vieler Kommentierender ist erschreckend:
Greta Thunberg: So viel Schiss haben die Rechten vor einem jungen Mädchen
Wie gesagt, in Zeiten, in denen man noch Leute ernst nimmt, die sich schamlos hinstellen können und den Klimawandel leugnen (Hier was die ExpertInnen sagen), bin ich froh, wenn irgendeine Stimme der Vernunft an die Öffentlichkeit dringt, und sei es auch ein 16-jähriges Mädchen. Und man mag davon halten, was man will. Man kann Kritik auch ohne Fäkalausdrücke, Beleidigungen und erst Recht ohne Ableismus aufgrund ihres Asperger-Syndroms äußern, verdammt noch mal.
Doch Greta reagiert souverän
Wer der Meinung ist, Greta sei als Klima-Ikone ungeeignet, bitte. Sagt eure Meinung. Das geht auch ohne Verschwörungstheorien und ohne, dass man sich als das größte Arschloch präsentieren muss. Ich bin froh, dass die junge Frau souverän mit diesem Hass umgeht. Sie lässt die Hater einfach auflaufen:
I understand that many people think what I and tens of thousands of school children are doing, is strange. If you’re not fully aware of the consequences of the climate crisis then of course a #schoolstrike4climate makes no sense at all.. This is no surprise to me. #climatestrike
— Greta Thunberg (@GretaThunberg) January 29, 2019
Sie erklärt: “Ich verstehe, dass viele das, was tausende Schulkinder tun, für seltsam halten. Wenn dir nicht gänzlich klar ist, was die Folgen der Klimakrise sind, dann macht der Schulstreik keinen Sinn. Das überrascht mich nicht.” Oder auch: Informiert euch besser mal. Die gleichen Leute, die jeden ausgedachten Quatsch über Schutzsuchende glauben und trotz niedrigster Kriminalität und Asylanträge (Mehr dazu) Schnappatmung bekommen, weil Menschen vor Krieg fliehen, zucken bei der größten Klimakrise der modernen Zeit mit den Schultern.
Und glauben, sie sollen dazu manipuliert werden zu… äh ja, was eigentlich? Sich für eine saubere Luft und ein gesundes Klima einzusetzen OBWOHL DAS GAR NICHT NÖTIG IST. Man stelle sich vor, wir sorgen uns um unsere Umwelt und Gesundheit und dann war alles umsonst, weil die Chinesen sich den Klimawandel ausgedacht haben. Es fällt zwar auf taube Ohren, aber: Die Klimakrise ist höchst gefährlich. Und kann übrigens zu noch mehr Flüchtlingen führen, falls das eine Motivation ist. Und auch wenn ihr das nicht glaubt, müsst ihr trotzdem keine Arschlöcher sein.
Artikelbild: Jan Ainali, CC BY-SA 4.0