3.940

Solingen: So ekelhaft verspottet die AfD die Opfer

von , | Aug 27, 2024 | Aktuelles

Triggerwarnung: Dieser Artikel beinhaltet Gewalt und Mord. Wenn es dir damit nicht gut geht, lies den Artikel nicht oder nicht alleine. Der Artikel beleuchtet Ereignisse rund um Solingen und Kommentare der AfD.

Am Freitagabend wurden in Solingen drei Menschen umgebracht und weitere verletzt, einige davon schwer. Alles deutet bisher darauf hin, dass es sich bei dem Vorfall um einen islamistischen Anschlag handelte, begangen von einem 26-jährigen Syrer, der seit Ende 2022 in Deutschland lebt. Nun ermittelt der Generalbundesanwalt wegen Terrorverdachts. Wir verurteilen diese brutale Tat und sind, wie wahrscheinlich auch viele von euch, gedanklich bei den Opfern und betroffenen Menschen in Solingen. 

Weitere Fakten zur Tat, zum Beispiel wie sich der Täter radikalisiert hat, müssen aufgedeckt werden und, daraus resultierend, müssen wir dringend über Prävention von Radikalisierung und Islamismus-Bekämpfung sprechen.  Auf einer konstruktiven und sachlichen Ebene, auch wenn das für manche schwierig ist.

Davon ist die rechtsextreme AfD jedoch weit entfernt. Sie wäre nicht die AfD, würde sie nicht wie auf Knopfdruck wieder ihrer menschenverachtenden Hetze freien Lauf lassen, mit widerlichen Posts zum Solingen-Anschlag. Damit trägt sie zur gefährlichen Spaltung der Gesellschaft bei – und erfüllt ihre Funktion im Plan der Islamisten.

Die widerlichen Terrorklatscher der AfD

Genau weil die AfD keine Lösungen für islamistischen Terrorismus anbieten kann, hetzt sie auf widerliche Art und Weise gegen das Vielfalt-Festival in Solingen, gegen das sich auch der Anschlag richtete. Die Abschiebe-Forderungen der AfD entbehren jeglicher realistischen Grundlage. Man darf nicht vergessen, dass Deutschland ohnehin schon eine rigorose Abschiebepolitik, teils unter menschenfeindlichen Bedingungen verfolgt. Wäre die AfD an der Macht, würde sie auch keine höheren Abschiebezahlen zustande kriegen, ohne die Verfassung auszuhebeln. Vielleicht würde sogar weniger abgeschoben werden. Weil die AfD zu internationaler Kooperation, die das erfordert, gar nicht in der Lage ist

Gerade weil Vielfalt der schlimmste Feind des IS ist, war das Festival ein willkommenes Ziel des mutmaßlichen IS-Attentäters. Und genau diese Vielfalt will die AfD ebenfalls attackieren und so zu einer Spaltung in Deutschlands Gesellschaft beitragen, die der IS auch erreichen möchte. 

Wir tun den beiden nicht den Gefallen. Selbstverständlich verurteilen wir den Anschlag und rufen zu mehr Islamismus-Prävention auf, wir werden das Thema auch zukünftig stärker in unsere Recherchen aufnehmen. Gleichzeitig dürfen jetzt gerade Menschen, die vor Terror fliehen, nicht unter Generalverdacht gestellt werden. 

Ein Best-of der AfD-Terrorklatscher zu Solingen: 

Der kriminelle Neonazi Christian Klar, der in Gera eng mit der AfD zusammenarbeitet, hält mit seinem Beklatschen des Terrors in Solingen nicht hinterm Berg. „Ich hoffe, es trifft euch“, ruft er Gegendemonstranten zu. Klar, so klingt jemand, dem es ernsthaft darum geht, gegen islamistischen Terror vorzugehen. Nicht. 

Auch der Ex-Spitzenkandidat der AfD Krah macht sich darüber lustig, dass der IS ein „Fest der Vielfalt“ in Solingen angegriffen hat. Kleiner Tipp für Krah, sich mal das Toleranzparadoxon durchzulesen: Denn Vielfalt und Toleranz sind eben genau die Abwesenheit von Terror und Intoleranz. Genau deshalb hat der IS doch das Fest der Vielfalt angegriffen. 

Screenshot Twitter-Account Krah

Dieser Twitter-User brachte es auf den Punkt:

Oder hier das Beispiel, wie ein bayerischer AfD-Landtagsabgeordneter die Opfer auf dem Stadtfest Solingen verhöhnt. 

Screenshot Twitter

Von Worten des Mitgefühls, der Trauer, der Anteilnahme gegenüber den Familien der Opfer und der Verletzten: Fehlanzeige. Stattdessen widerliche AfD-Memes, die sich über die Opfer von Solingen lustig machen. 

Noch mehr absurd widerliche Beispiele zu Solingen aus AfD Social-Media Beiträgen und den zugehörigen Kommentarspalten haben „Die Insider“ auf Twitter gesammelt. Auch hier gilt ausdrücklich eine Triggerwarnung (Gewalt, Mord).

AfD hilft der Islamisten-Strategie

Das alles ergibt mehr Sinn, wenn man versteht, dass Rechtsextremismus und Islamismus zwei Seiten derselben Medaille sind. Ihre Terrorakte und Aktionen funktionieren so, die Extremisten im jeweils anderen Lager zu stärken. Diese Radikalisierung führt nicht unbedingt zu Gegengewalt, aber bestätigt beide Seiten in einer Ablehnung von Vielfalt.

Daher spricht der Rechtsextremist Martin Sellner gar von einer „strategischen Betrachtung“ Solingens. Die extreme Rechte missbraucht Katastrophen und Gewalttaten wie den islamistischen Anschlag in Solingen, um ihre menschenfeindliche und faschistische Strategie zu pushen. Mehr Hohn gegenüber den Opfern und ihren Familien geht gar nicht. Die Rechtsextremen sind damit Teil der Strategie des IS. 

Wenn wir nicht aufpassen, lassen wir zu, dass die Rechtsextremen und Islamisten gemeinsam unsere Demokratie und ja, unsere Vielfalt zerstören. Dann kommen wir genau dahin, wohin der IS und die Rechtsextremen beide wollen. Die Abschaffung der Demokratie. Diesen Prozess der gegenseitigen Radikalisierung müssen wir unterbrechen, und zwar durch gesellschaftlichen Zusammenhalt. Sonst geben wir dem Extremismus (von beiden Seiten!) genau das, was er vorhat. 

Zivilcourage statt Hass: So zeigt Solingen der AfD, wie es geht

Solingen 1993: 5 Menschen türkischer Migrationsgeschichte wurden durch einen Brandanschlag mit rechtsextremer Gesinnung getötet. Solingen 2024: Ein mutmaßlich islamistischer Täter tötet 3 Menschen und verletzt mehrere weitere. Was haben beide Anschläge gemeinsam: Beide respektieren keine Vielfalt, beide treten die Demokratie mit Füßen. Beide gehören gleichsam verurteilt.

Beim Anschlag von 1993 verlor Mevlüde Genç fünf Familienmitglieder: zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte. Dennoch setzte sie sich bis zu ihrem Tod 2022 unermüdlich für Versöhnung und Verständigung ein. Sie prägte den Dialog zwischen Deutschen und Menschen aus Einwandererfamilien sowie deren Nachkommen in Solingen. Für ihren Einsatz wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 1996 mit dem Bundesverdienstkreuz. In Anerkennung ihres Wirkens wird heute die Mevlüde-Genç-Medaille für Verständigung und Toleranz gestiftet.

Fazit

Es hilft uns nicht, wenn wir in die Falle von Extremisten laufen, die uns gegeneinander aufbringen wollen, um das Land noch mehr zu destabilisieren. Aber wenn es eine Sache gibt, vor der diese Extremisten Angst haben, eine Sache, die uns jetzt weiterbringt, dann ist das der gesellschaftliche Zusammenhalt. Genau unsere demokratische Lebensform, nämlich in Vielfalt zu leben, wird von Islamisten und Rechtsextremisten gleichzeitig attackiert. Dagegen müssen wir uns wehren und gleichzeitig erkennen, dass die Gefahr von beiden Seiten real ist und beide Extremismusformen gleichzeitig bekämpft werden müssen. Ohne jedoch den Islam mit Islamismus gleichzusetzen und Tausende von Schutzsuchenden in Deutschland als Sündenböcke zu missbrauchen.

Selbstverständlich müssen wir darüber diskutieren, wie solche schrecklichen Taten in Zukunft verhindert werden können. Wir brauchen Demokratiearbeit, Präventionsarbeit, Jugendhilfe und vieles mehr. Abschiebungen (davon abgesehen, dass wir kaum mehr abschieben können als wir eh schon tun), machen aus Islamisten keine zahmen Schafe und Aufnahmestopps (wie von Merz gefordert) würden Menschen, die gerade eben vor dem Islamischen Staat und anderer Gewalt nach Deutschland fliehen, das Grundrecht auf Asyl verwehren. 

Titelbild: Screenshots twitter.com + Canva